Rentenrefom

  • 20. August 2018
  • Thomas Klein

Aus Berlin sind Neuigkeiten zu Änderungen bei der Rente zu hören. Ein Überblick...

Rentenreform

Stabilität bei der Rente, Honorierung von Lebensleistung und Bekämpfung von Altersarmut - so der Koalitionsvertrag. Heil sagt, mit seinem «Rentenpakt» solle die gesetzliche Rente auch in Zukunft die tragende Säule der Alterssicherung bleiben.

Anfang 2019 soll dieses erste Rentenpaket Heils in Kraft treten: mit der Mütterrente II, Verbesserungen für Erwerbsminderungsrentner, einer Entlastung von Geringverdienern bei Sozialbeiträgen und Haltelinien beim Rentenniveau und Beitragssatz bis 2025. Eine Grundrente für langjährig Versicherte und weitere Weichenstellungen für die Zeit nach 2025 sollen folgen. Denn die Gesellschaft wird älter. Auf weniger Einzahler kommen mehr Empfänger. Diese leben im Schnitt länger.

Mütterrente II: Wer profitiert davon?


Laut Deutschem Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) 24 Prozent der heutigen Rentnerinnen. Erziehende Mütter oder Väter mit mehr als zwei Kindern sollen ein drittes Jahr Kindererziehungszeit für vor 1992 geborene Kinder erhalten. Insgesamt würde das Haushaltsnettoeinkommen der begünstigten Rentnerhaushalte laut DIW um knapp vier Prozent steigen, bei Rentnerinnen mit wenig Einkommen um bis zu sechs Prozent. Jochen Pimpertz, Experte für soziale Sicherung beim arbeitgebernahen Institut der deutschen Wirtschaft (IW), merkt an, nur kinderreiche Frauen in rentennahen Jahrgängen könnten profitieren - dabei auch Frauen mit hohen Renten oder wohlhabenden Partnern. «Systematische Armutsvorbeugung gibt es dabei nicht.»


Rentenreform: Wie werten Experten die Pläne für Erwerbsminderung?


Positiv. «Menschen mit einer geringen Erwerbsminderungsrente sind sehr häufig auf Grundsicherung angewiesen», sagt der Berliner Wirtschaftsforscher Bruno Kaltenborn, der den Grundsicherungsbedarf von Rentnern für das Forschungsnetzwerk der Deutschen Rentenversicherung untersucht hat. So bezogen diese Menschen, die wegen Krankheit in Frührente müssen, 2016 zu 14,7 Prozent Grundsicherung - Altersrentner nur zu 2,6 Prozent. Künftig sollen Betroffene, anders als heute, so behandelt werden, wie wenn sie bis zum aktuellen Rentenalter gearbeitet hätten. «Als Vorbeugung vor Armut sinnvoll», wie Pimpertz lobt.

Rentenreform 2025: Was bringt die Stabilisierung des Rentenniveaus?


Wenn ein Absinken dieses Verhältnisses der Rente zum Durchschnittslohn verhindert werden kann, dann kommt das allen Rentnern zugute - je nach ihrer Rente prozentual unterschiedlich. Das Niveau soll bis 2025 bei 48 Prozent gesichert werden. Zwar soll es laut bisherigen offiziellen Prognosen bis 2024 ohnehin bei 48 Prozent bleiben und erst dann absinken. Doch die Kosten der nun geplanten Maßnahmen - ohne Haltelinien - dürften zu einem Absinken auf 47,5 Prozent bereits 2024 führen. Das Sicherungsniveau für alle zu stabilisieren, ist dabei keine Stellschraube, «mit der gezielt Altersarmut bekämpft werden kann», wie Kaltenborn sagt.

Was ist für Geringverdiener in der Gleitzone geplant - und wie könnte das wirken?


Die Einkommensgrenze, ab der volle Sozialbeiträge gezahlt werden müssen, soll von 850 auf 1.300 Euro steigen. IW-Forscher Pimpertz meint: Die Renten-Anwartschaften der Betroffenen werden bei reduzierten Beiträgen aufgewertet - «aber bei einem unverändert hohen Rententopf nur zu Lasten der heutigen Beitragszahler mit höheren Verdiensten». Auch Mittelverdiener müssten Verbesserungen für Geringverdiener in der Gleitzone finanzieren. Pimpertz: «Profitieren würden allerdings auch Geringverdiener in der Gleitzone, die etwa Teilzeit machen, aber bereits in einem wohlhabenden Haushalt leben.»

Wie teuer könnte die Reform der Renten werden?


Für die Rentenversicherung sollen die Verbesserungen bis 2025 mit knapp 32 Milliarden Euro zu Buche schlagen, am teuersten ist die verbesserte Mütterrente. Auch soll ein milliardenschwerer Fonds geschaffen werden, damit die Beitragssatz-Grenze von 20 Prozent eingehalten werden kann. Vor allem wenn die Einnahmen der Rentenkasse im Fall einer schlechteren Konjunktur sinken sollten, braucht es dafür mehr Steuergeld.

Gibt es Altersarmut in Deutschland?


Ja. «Aber wenn man sieht, wer auf Grundsicherung angewiesen ist, ist Armut im Alter jetzt und in absehbarer Zeit nicht das Kernproblem.» In der Generation 65 plus sind 3,1 Prozent der Menschen auf Grundsicherung angewiesen. Bei den Kindern unter 15 Jahren sind es 15, bei den Erwerbstätigen 8 Prozent.